Helmut Wintersberger – 1940 in Völs bei Innsbruck geboren und in Innsbruck aufgewachsen – ist schon früh mit dem Mythos der Tiroler Freiheitskämpfe 1809 und dem noch nicht verarbeiteten Trauma der Teilung Tirols nach dem Ersten Weltkrieg in Berührung gekommen. Als im politischen Diskurs um Südtirol ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre die Vorstellung des Einsatzes von Gewalt für die Selbstbestimmung oder zumindest eine substanzielle Autonomie für Südtirol zunehmend konkreter wurde, stand er voll hinter dieser Idee. Schon als Jugendlicher war er beeindruckt von Heinrich Klier in seiner Eigenschaft als Bergsteiger und Intellektueller, besonders imponierte ihm aber die Sprengung des faschistischen Denkmals in Waidbruck im Jänner 1961. Eingeführt wurde Wintersberger in die Kreise des Südtiroler BAS von Norbert Burger, mit dem er in der “Feuernacht” am 11. Juni 1961 an einem Sprengstoffattentat im Pustertal beteiligt war. Das entscheidende Erlebnis als Südtirolterrorist hatte Wintersberger jedoch bei seinem zweiten und letzten Einsatz am 9. September 1961 in Rom: durch die vorzeitige Auslösung eines Zeitzünders explodierte ein Molotov-Cocktail bereits während des Transports in einem öffentlichen Autobus im Zentrum von Rom. Dieser Vorfall hatte gravierende Folgen: ein ausgebrannter Autobus, vier unbeteiligte Passagiere mit erheblichen und einige weitere mit leichten Ver-brennungen; er selbst überlebte den Unfall mit lebensgefährlichen Verbrennungen nur knapp. Dieser Vorfall sowie die hervorragende medizinische und menschliche Behandlung während seines 5-monatigen Aufenthalts im Krankenhaus Sant’Eugenio in Rom hat Wintersbergers Einstellung gegenüber dem Einsatz von Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele in einem demokratischen Umfeld verändert. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus wurden Wintersberger und seine Mitgefangenen in einem fairen Prozess im Jänner 1962 zu rund 5 Jahren Gefängnis verurteilt, auf Grundlage eines Amnestiegesetzes jedoch bereits kurz vor Ende des Jahres 1963 aus dem römischen Gefängnis Rebibbia in die Heimat entlassen.
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